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Corona 2. Welle: Wie geht es Ihnen, Fernanda Falchi?

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Fernanda Falchi ist beim Schweizerischen Gehörlosenbund als Projektmitarbeiterin Public Affairs tätig. Die junge Frau ist selbst gehörlos und gibt uns Einblicke in ihre Herausforderungen, Wünsche und Hoffnungen.

Seit im März 2020 die ersten Massnahmen in Bezug auf Corona umgesetzt wurden, hat sich auch für Fernanda Falchi vieles verändert: Der normale Alltag mit viel Austausch fällt weg, ausgehen wie früher ist nicht mehr möglich. Zusätzlich macht ihr die Maskenpflicht zu schaffen. „Es gab grosse Anpassungsschwierigkeiten bei der Kommunikation zwischen Hörenden und Gehörlosen“, erinnert sie sich. Lippenlesen ist mit der Maske nicht möglich. „Ich habe Monate gebraucht, um mich daran zu gewöhnen. Bis heute ist es schwierig“, fasst sie zusammen.

Damit Gehörlose sie verstehen können, müssen Hörende ihre Maske abnehmen, wenn sie sprechen. Fernanda Falchi möchte aber die Vorschriften des BAG befolgen, um andere Menschen und sich selbst zu schützen. Dieses Dilemma führte für sie zu noch mehr Isolation, als Corona ohnehin mit sich bringt.

Die Diskriminierung sei während der Pandemie deutlicher geworden. „Leider wusste die Gesellschaft noch nie, wie sie mit Menschen mit Behinderungen wie mir umgehen soll: Vielen Menschen mangelt es an Empathie“, stellt Fernanda Falchi fest. Um der aktuellen Situation wenigstens kurz zu entfliehen, würde sie gerne Ferien machen – irgendwo fernab der Schweiz. Doch wegen der Risiken gehe das nicht. „Das macht mich nervös“, gibt sie zu. Sie versuche, geduldig zu sein und stets Lösungen zu suchen, wisse aber auch, wie sie sich wehren könne, wenn sie Diskriminierung erlebe.

Doch auch Positives sei ihr aufgefallen: Zwar hätten nicht alle Menschen die Bedürfnisse von Gehörlosen oder anderen Menschen mit Behinderungen respektiert, manche hätten die Pandemie jedoch zum Anlass genommen, die Gebärdensprache zu lernen. Auch sei sie froh, dass die Informationen zu Corona am Fernsehen fast immer von Gebärdensprachdolmetscherinnen und -dolmetschern begleitet würden.

„Viele Dinge sollten sich in der Gesellschaft ändern: weniger Vorurteile, mehr Respekt, Gleichheit, Solidarität, Frieden und Liebe“, findet Fernanda Falchi. Sie wäre sehr glücklich, wenn die ganze Welt sehen könnte, dass es gehörlose Menschen gibt und ihre Kultur respektiert würde. „Wir müssen uns ohne Vorurteile und Diskriminierung begegnen, um die beiden Welten zusammenzubringen“, ist sie sich sicher.  

„Manche Menschen haben die Pandemie zum Anlass genommen, die Gebärdensprache zu lernen.“

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