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Ein Stück Normalität

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In der Pro Infirmis-Tagesstätte Gerlafingen stellen Menschen mit Behinderungen kunsthandwerkliche Artikel her. Die Bedeutung dieser Tätigkeit geht aber weit über die reine Produktion hinaus, wie 

Daniel Reinhart, Leiter der Tagesstätte, in seinem Bericht erläutert.  

Arbeit – Last oder Lust?

„Mir bruched doch kei Arbet, nei, mir bruched nur de Lohn“. So textete ein beliebtes Volksmusik-Trio in den Siebzigerjahren Aber Arbeit bedeutet für uns offenbar doch weit mehr, als das populäre Lied suggerieren möchte. 
Auch wenn das Aufstehen am Morgen manchmal Mühe bereitet, erfahren wir in der Erwerbsarbeit doch auch immer wieder, dass wir - wenn auch vielleicht als kleines Zahnrädchen - wichtig sind, damit die Gesellschaft funktioniert. Nicht zuletzt ist die Arbeitswelt auch ein sozialer Raum, der uns täglich eine Vielzahl von Kontakten zu anderen Menschen ermöglicht, mit denen wir uns auch über Themen austauschen können, die über die Arbeit hinausgehen.

Plötzlich ist alles anders…

Diese positiven Seiten der Arbeit werden uns oft erst bewusst, wenn sie wegfallen. Das kann völlig unerwartet geschehen, wenn wir durch einen Unfall, einen Herzinfarkt oder einen Hirnschlag aus unserer gewohnten Struktur herausfallen. Manchmal bleiben Beeinträchtigungen zurück, die eine Rückkehr ins Berufsleben unmöglich machen. Auch wenn durch die IV oder Unfallversicherung der Lebensunterhalt gesichert ist, macht sich ein Gefühl der Sinnlosigkeit breit. Wozu am Morgen aufstehen, wenn ich dann doch nur herumsitze und niemand auf mich wartet? Auch die Beziehung zum Lebenspartner/zur Lebenspartnerin wird auf eine harte Probe gestellt. Durch Pflege und Betreuung sind die Bezugspersonen gefordert, müssen vielleicht ihre eigene Arbeit ausser Haus aufgeben. 

Pro Infirmis hilft weiter

Durch Beratung der betroffenen Menschen und deren Angehörigen versucht Pro Infirmis zu unterstützen und Wege aufzuzeigen, mit der neuen Situation fertig zu werden. Darüber hinaus besteht in Gerlafingen an der Artmattstrasse 25 eine Tagesstätte, die den Betroffenen ermöglicht, trotz starken Einschränkungen wieder eine regelmässige Tätigkeit ausserhalb ihrer Wohnung auszuüben. Es wird so wieder ein Stück Normalität geschaffen. Von Montag bis Freitag haben 17 Teilnehmende die Möglichkeit, mit der notwendigen Unterstützung an der Produktion kunsthandwerklicher Produkte mitzuwirken. Wie im normalen Arbeitsprozess treffen sie Kolleginnen und Kollegen und haben soziale Kontakte.  Gemeinsam mit den Betreuenden finden sie heraus, was sie noch können, oder vielleicht neu lernen, um am Schluss ein Produkt abzuliefern, das dann im HeimArt-Laden in Solothurn ausgestellt und verkauft wird. Wenn es gelingt, dass sich die Teilnehmenden nicht mehr als „Patienten“, sondern als Kreative, als Erschaffende, haben wir unser Ziel erreicht. 

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