Viele Behinderungen sind für Aussenstehende nicht erkennbar. Weil diese Behinderungen nicht sichtbar sind, stossen Betroffene im Alltag häufig auf Hindernisse und auf Unverständnis. Gegen diese anzukämpfen und sich zu erklären, kann gerade auch durch die unsichtbare Behinderung selbst wiederum eine Hürde darstellen. Ein Erkennungszeichen wie der Sunflower Lanyard kann hier helfen.
Dass dabei die SBB im Juni den ersten Schritt macht und der Flughafen Zürich im November 2025 nachzieht, ist sinnvoll. Gerade das Reisen ist für viele Menschen mit unsichtbaren Behinderungen besonders stressbelastet, beispielsweise für Personen im Autismus-Spektrum oder für Reisende mit Angststörungen, neurologischen Erkrankungen oder Migräne. Da die Einschränkungen nicht sichtbar sind, müssen sich Betroffene oft rechtfertigen, etwa wenn sie einen Sitzplatz benötigen. Setzen sich im Zug beispielsweise Personen mit sichtbaren Geh- oder Sehbinderungen auf einen Platz für Menschen mit Behinderung, löst dies bei Mitreisenden kaum Fragen aus. Auch sind viele Reisende bereit, ihren Platz freizugeben. Menschen mit unsichtbaren Behinderungen müssen sich hingegen eher rechtfertigen. Der Sunflower Lanyard verschafft keine Privilegien. Er zeigt jedoch, dass jemand mehr Zeit, vielleicht auch Unterstützung und vor allem Verständnis benötigt.
Der Sunflower Lanyard signalisiert diskret, dass die tragende Person eine unsichtbare Behinderung hat. So kann der Anhänger den ersten Schritt der Kommunikation zwischen der Person und seiner Umwelt übernehmen. Der Lanyard ist eine freiwillige Erkennungshilfe, die die Kommunikation und das Verständnis fördern soll, beispielsweise bei Reisen oder in öffentlichen Räumen.
In Ländern wie Grossbritannien, Deutschland oder den USA ist der Sunflower Lanyard bereits etabliert – an Flughäfen, in Supermärkten, bei Behörden. In der Schweiz ist das Symbol hingegen noch wenig bekannt. Gleichzeitig zeigt der Austausch mit Betroffenen: Der Wunsch nach mehr Verständnis im Alltag ist gross.
Pro Infirmis begrüsst die Bemühungen der SBB sowie der Flughäfen Zürich und Genf. Die Einführung des Sunflower Lanyard ist ein wichtiger erster Schritt. Dieser zeigt aber nur die erwünschte Wirkung, wenn das Zugpersonal, der Sicherheitsdienst und die Mitreisenden ausreichend zu dem Thema sensibilisiert sind. Zudem birgt nicht nur das Reisen Herausforderungen für Menschen mit unsichtbaren Behinderungen. Auch beim Einkaufen, beim Teilnehmen an Kultur, oder bei Behörden kann es zu Schwierigkeiten kommen.
Unternehmen und Organisationen können ihre Unterstützung sichtbar machen, etwa mit einem «I support the sunflower»-Lanyard oder -Sticker. Eine Übersicht der Organisationen, die den Sunflower Lanyard bereits offiziell einsetzen, finden Sie hier.
Zudem ist es wichtig, die Anliegen und Hürden von Menschen mit unsichtbaren Behinderungen einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich zu machen und die gesamte Schweizer Bevölkerung für dieses Thema zu sensibilisieren. So weiss sie, wie sie mit Menschen, die einen Sunflower Lanyard tragen, umgehen kann. Da die Art der gewünschten Unterstützung ganz unterschiedlich sein kann, ist es wichtig, immer nachzufragen. So kann beispielsweise mehr Zeit, eine klare und einfache Kommunikation oder die Reduzierung von Reizen gefordert werden. Nur so verändert sich durch das Erkennungszeichen tatsächlich auch der respektvolle und unterstützende Umgang. Pro Infirmis setzt sich dafür ein, das Symbol bekannter zu machen und weitere Partner zu gewinnen.
Der Sunflower Lanyard ist aktuell kostenlos in 16 SBB-Reisezentren, am Flughafen Genf sowie bei einem Besuch im Technorama erhältlich. Die Stiftung Denk an mich, welche das Projekt Sunflower Lanyard massgeblich unterstützt, hat hier eine hilfreiche Karte mit allen aktuellen Ausgabeorten erstellt. Die Sunflower Lanyard sind auch über den Shop von Autismus Schweiz verfügbar.
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