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Matyas Sagi-Kiss ist neuer Präsident der Kantonalkommission der Pro Infirmis Zürich

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Seit Dezember 2023 ist Matyas Sagi-Kiss Präsident der Kantonalkommission der Pro Infirmis Zürich. In dieser Funktion möchte er Brücken bauen, Verständnis schaffen und sich für eine inklusive Gesellschaft engagieren.

Foto: Matyas Sagi-Kiss, Präsident der Kantonalkommission der Pro Infirmis Zürich, mit seiner Assistenz-Hündin «Ginger» von der Stiftung «Schweizerische Schule für Blindenführerhunde Allschwil». Bildquelle: Alessandro Stalder, stapic.ch.

Über Matyas Sagi-Kiss kann man vieles schreiben. Beispielsweise, dass er Wirtschaftsrecht studiert hat, an einer Weltmeisterschaft für Dressurreiter*innen mit Behinderungen teilnahm, seit seiner Jugend politisch aktiv und rhetorisch sehr gewandt ist. Matyas Sagi-Kiss hat eine Zerebralparese und ist seit seiner Kindheit mit einer Behinderung unterwegs. «Darauf darf man mich gerne ansprechen und man kann mir auch Fragen dazu stellen. Ich finde, wenn man politisch unterwegs ist, gehört dies ein Stück weit zur Aufklärungs- und Sensibilisierungs-Arbeit.» Womit er hingegen Mühe hat, sind Aussagen wie: «Er leidet an einer Behinderung». Der 40-Jährige erläutert: «Ja, ich bin im Rollstuhl und oft ist das Leben mit einer Behinderung nicht einfach. Doch das heisst nicht, dass ich nichts machen kann. Gegen dieses Bild vom hilf- und wehrlosen Geschöpf wehre ich mich.»

Durch Dienstleistungen befähigen und Tore in die Freiheit öffnen

Matyas Sagi-Kiss wünscht sich einen Paradigmenwechsel: Weg von der Defizitorientierung hin zum Blick, dass Behinderungen Teil der menschlichen Vielfalt sind und Menschen mit Behinderungen vermehrt befähigt werden. Dies wünscht er sich zum einen von der Gesellschaft, zum anderen auch von der Pro Infirmis als Organisation. «Ich finde die Dienstleistungen der Pro Infirmis, welche der Befähigung von Menschen mit Behinderungen dienen, enorm wichtig. Diese unterstützen die Klient*innen dabei, ihre eigenen Fähigkeiten zu erkennen. Beispielsweise durch die Assistenzberatung und die Wohnschule können Tore in die Freiheit geöffnet werden. Dort sehe ich viele Chancen zum Empowerment», erläutert Matyas Sagi-Kiss.

Dem gegenüber stehen Herausforderungen, die es in Angriff zu nehmen gilt: «Die finanzielle Lage, welche Pro Infirmis zu Sparmassnahmen zwingt, ist natürlich eine grosse Challenge. Dabei müssen wir uns die Frage stellen: Welche Dienstleistungen können wir in welchem Ausmass weiterhin anbieten? Unter dem Strich geht es immer um Menschen und wie wir sie weiterhin unterstützen können.» Zudem steht die Umsetzung des Selbstbestimmungsgesetzes im Kanton Zürich an, für welches Pro Infirmis Zürich ab Januar 2024 eine Beratungsstelle ist: «Hier ist Pro Infirmis gefordert, eine neutrale, von ihren eigenen Dienstleistungen unabhängige Beratung zu bieten. Das ist meiner Meinung nach eine grosse Herausforderung und gleichzeitig auch eine Chance, sich als kompetente Anlaufstelle zu etablieren.»

Der Weg zur inklusiven Gesellschaft als Motivation

Zu seinem Engagement bei verschiedenen Behindertenorganisationen kam er via seine politischen Tätigkeiten bei der SP. Vor einem Jahr wurde er Mitglied der Kantonalkommission der Pro Infirmis Zürich, seit kurzem ist er Präsident dieses Gremiums. Parallel dazu ist er als Vertreter der Kollektivmitglieder im Vorstand von Pro Infirmis Schweiz und engagiert sich auf verschiedenen Ebenen zu Inklusionsthemen.

Dabei sieht er sich als Brückenbauer zwischen Menschen mit und ohne Behinderungen. Denn der Weg zu einer inklusiven Gesellschaft ist kein gradliniger und von vielen Hürden geprägt. Sagi-Kiss erzählt beispielsweise von einer Zug-Reise an eine Retraite, bei welcher er mit Pro Infirmis-Direktorin Felicitas Huggenberger ein Gespräch mit einem anderen Passagier führte, der ebenfalls eine Zerebralparese hatte. «Er sprach laut und nicht immer klar verständlich. Nach einer Weile bemerkten wir, wie einige Leute aufstanden und das Abteil wechselten. Hier ist einer der grossen Konflikte im Zusammenhang mit unserer Gesellschaft: Wir möchten sicht- und hörbarer werden als Menschen mit Behinderungen – aber wenn man solche Diskriminierungserfahrungen macht, kann das schmerzhaft und ärgerlich sein.»

Es gibt also viel zu tun. Was wünscht sich Matyas Sagi-Kiss von den Mitarbeitenden der Pro Infirmis Zürich? «Ein Wunsch-Szenario wäre sicherlich Mitarbeitende, welche sich als ‹Enabler› verstehen und welche die Befähigung von Menschen mit Behinderungen in den Mittelpunkt ihrer Tätigkeit stellen.» Es ist spürbar: Er freut sich darauf, seine Expertise einzubringen und sich für Selbstbestimmung und Inklusion einzusetzen.

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