Am 5. Juni 2024 findet im Tessin eine kantonale Behindertensession statt, nach dem Vorbild der nationalen Behindertensession vom März 2023. Ein Interview mit Danilo Forini, dem kantonalen Geschäftsleiter von Pro Infirmis Tessin.
«Der Staat engagiert sich stark für die Tessiner Behindertensession»
Woher kommt die Idee für diese kantonale Behindertensession?
Dieses Projekt ist ein Wunsch der Präsidentschaft des Grossen Rates im Tessin. Es ist inspiriert von der Behindertensession, die 2023 auf nationaler Ebene stattfand. Ziel ist es, die Bevölkerung und die politische Welt für die Barrieren zu sensibilisieren, die die Autonomie von Menschen mit Behinderungen einschränken.
Wie viele Parlamentarier*innen werden teilnehmen?
Wir rechnen mit etwa dreissig Parlamentarier*innen, die alle Regionen des Kantons und die verschiedenen Arten von Behinderungen vertreten.
Wie wird diese Session ablaufen?
Es wurde ein Ausschuss ins Leben gerufen, der einen Entwurf für einen Text erarbeiten wird. Der Ausschuss setzt sich zusammen aus Manuele Bertoli, dem Co-Präsidenten von Pro Infirmis, sowie Denise Carniel und Romolo Pignone, die bereits an der nationalen Session teilgenommen haben. Die Parlamentarier*innen, allesamt Menschen mit Behinderungen, erhalten während der Session am 5. Juni die Gelegenheit, den Text zu überarbeiten. Anschliessend wird die finale Version in Form einer Petition dem Grossen Rat und dem Staatsrat vorgelegt und auch den Gemeinden sowie den Verbänden zugänglich gemacht.
Welche Rolle spielt Pro Infirmis bei der Session?
Pro Infirmis hat den Auftrag erhalten, bei der Organisation der Session Unterstützung zu leisten. Unsere Fachkenntnisse in diesem Bereich kommen dabei voll zum Einsatz. Wir haben dafür eine Koordinatorin angestellt, und auch das Team von Pro Infirmis Tessin engagiert sich stark. Es ist ein grosses Projekt. Besonders hervorheben möchte ich die hervorragende Zusammenarbeit mit der kantonalen Verwaltung, die sich darum bemüht, erhebliche personelle und finanzielle Mittel für dieses Vorhaben bereitzustellen.
Lässt sich daraus ableiten, dass sich die politische Perspektive auf Behinderungen verbessert?
Wir müssen von einer Haltung abrücken, die sich darauf beschränkt, Menschen mit Behinderungen zu helfen, hin zu einer inklusiven Perspektive, die die Fähigkeiten dieser Menschen anerkennt und wertschätzt. Diese Session bewegt sich in die richtige Richtung und wird bedeutend zur Sensibilisierung beitragen. Jedoch ist es bedauerlich, dass die finanziellen Mittel für Behinderungen kürzlich vom Kanton reduziert wurden. Diese Inkonsistenz ist bedenklich.