Warum der Titel «Behinderten»-Liste?

Die Namen der "Behindertenliste" wie auch der vorangegangenen "Behindertensession" wurden mit den beteiligten Selbstvertreter*innen besprochen und gemeinsam gewählt.

Der Titel will zur Entstigmatisierung des Begriffs "Behinderung" und zur Aufklärung beitragen: Die Hindernisse, die Menschen mit Behinderungen im Wege stehen, ergeben sich aus dem Zusammenspiel zwischen individuellen Eigenschaften und der Gesellschaft. Menschen mit Behinderungen sind «Menschen, die langfristige körperliche, psychische, intellektuelle oder Sinnesbeeinträchtigungen haben, die sie in Wechselwirkung mit verschiedenen Barrieren an der vollen und wirksamen Teilhabe, gleichberechtigt mit anderen, an der Gesellschaft hindern können.“ (UN-BRK Art. 1).

Welche Bezeichnungen für die Menschen akzeptabel sind, die auf der Behindertenliste vereint sind, entscheiden diese selbst. Der offizielle Sprachgebrauch von Pro Infirmis ist «Menschen mit Behinderungen». Dieser weist auf die Vielzahl von Behinderungen hin, denen diese Menschen begegnen. Er zeigt auf, dass diese Menschen in erster Linie nicht behindert sind, sondern behindert werden. Die «Behindertenliste» vereint Menschen mit Behinderungen, die sich für den Abbau der Hindernisse engagieren, die sie behindern.

Wann werden wir als Gesellschaft soweit sein, dass wir aufhören, verkrampft und unbeholfen Euphemismen wie Einschränkung und Beeinträchtigung für den Begriff Behinderung zu verwenden? Eine Einschränkung ist es, wenn ich im Laden keine Mayonnaise mehr kaufen kann. Eine Beeinträchtigung ist ein Stau. Wenn wir für Gleichstellung und damit einhergehend einen Nachteilsausgleich argumentieren, ist es doch mehr als kontraproduktiv Begriffe zu verwenden die nicht eindeutig sind. Wer Behinderung als Teil menschlicher Vielfalt und nicht etwas Negatives, Defizitorientiertes, oder gar eine Anomalie versteht, hat keinen Grund den Begriff «Behinderungen» zu ersetzen.

- Matyas Sagi-Kiss, Bezirksrat Zürich


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