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«Es gibt keine Ausreden mehr für Arbeitgeber»

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Rund 200 Unternehmer und HR-Verantwortliche sind der Einladung zur Lancierung der neuen Dialogplattform «Behinderung und Arbeit» in den Räumlichkeiten der UBS in der Zürcher Innenstadt gefolgt. Die Botschaft: Menschen mit Behinderung müssen mehr Chancen im ersten Arbeitsmarkt haben.

«Menschen mit Behinderung wollen arbeiten, nicht nur beschäftigt werden», mit diesen Worten eröffnet Thomas Ulrich, ehemaliger Präsident des Bankenverbandes, die erste Plattform Integration in den Räumlichkeiten der UBS in der Zürcher Innenstadt. «Es hat zwar lange gedauert, bis diese gemeinsame Initiative von Behindertenorganisationen und Arbeitgebervertretung zustande gekommen ist», begrüsst Ueli Nater, Vorstandsmitglied der Behindertenkonferenz, doch freue er sich sehr.

Menschen mit Behinderung müssten mehr Chancen im ersten Arbeitsmarkt haben. Seine Karriere, dürfe keine Ausnahme sein, so Ueli Nater. Es müsse und könne mehr getan werden, bestätigt denn auch Martin Kaiser, Mitglied der Geschäftsleitung des schweizerischen Arbeitgeberverbandes.

Martin Kaiser ist auch Präsident des Vereins Compasso, dessen Ziel es ist, Arbeitgeber mit praxistauglichen Tools und Checklisten bei Integrationsfragen zu unterstützen und administrative Prozesse zu vereinfachen. Die gleichnamige Online-Plattform wird stetig ausgebaut.

Befragung: Wie entscheiden Arbeitgeber?

Inklusion fördern, sei nicht einfach nur ‘nett’, sondern für Unternehmen bald Notwendigkeit wegen der demografischen Entwicklung. Der Vertreter des schweizerischen Arbeitgeberverbandes sagt klar: «Es gibt für Arbeitgeber heute keine Ausrede mehr, sich nicht aktiv für die berufliche Eingliederung zu engagieren.»

Eine reife Art mit psychischen Problemen umzugehen, das verlange auch eine reife Unternehmenskultur. «Themen müssen angesprochen werden. Wenn Vorgesetzte beispielsweise negative Veränderungen bei Mitarbeitenden feststellen - das Verhalten zunehmend schwieriger wird, die Leistung nicht mehr stimmt – müssen sie das ansprechen», rät Dr. Niklas Baer, Leiter der Fachstelle für psychiatrische Rehabilitation in Liestal. Das brauche ‘Courage’, sei aber unverzichtbar. Ebenso sei es wichtig, Forderungen zu stellen.

Was zählt, ist die Leistung

Warum es sich für Arbeitgeber lohnt, Menschen mit Handicap anzustellen, weiss Urs Keller, Geschäftsführer der Liuma Reinigungen AG in Volketswil. Sein Unternehmen wurde dieses Jahr mit dem Zürcher Arbeitgeber-Award «This-Priis» ausgezeichnet. «Es kann nicht sein, dass wir Menschen, die leisten können, ausgrenzen», so Urs Keller. Er habe schon viele Arbeitsversuche gestartet, die meisten konnten erfolgreich abgeschlossen werden. Natürlich habe es Abbrüche gegeben. Aber es sei ja auch nicht so, dass jede Anstellung von ‘gesunden’ Mitarbeitenden erfolgreich sei.

Funktioniert hat es auf jeden Fall bei Alain Klein, Support Analyst in leitender Stellung bei der UBS. Er vertritt die Betroffenen in der Plenumsrunde. Alain Klein arbeitet seit 15 Jahren für die Grossbank. Der Einstieg war nicht einfach, er hat für seinen Wunsch gekämpft, trotz schwerer Behinderung. Seine Muskeln würden sich zusehends verknöchern, klärt er über die Krankheit auf. Bremsen lässt er sich nicht, arbeitet hundert Prozent. Anerkennung für ihn ist, dass seine Arbeitskollegen sagen, sie würden seine Behinderung gar nicht wahrnehmen.

«Gesundheitliche Einschränken klar benennen»

«Mich beeindruckt die Motivation und Loyalität von Menschen, die eine Chance von uns erhielten, immer wieder aufs Neue», berichtet Ann Kathrin Greutmann, bei der Zürcher Kantonalbank verantwortlich für die Integrationsprogramme. Habe man als Arbeitgeber mit der beruflichen Eingliederung erst mal angefangen, höre man nicht mehr auf.

Informationen zum Unterstützungsangebot für Arbeitgeber:

  • Verein Compasso - Online-Plattform mit Toolkit, Checklisten und Beispielen: www.compasso.ch
  • SVA Zürich, IV-Stelle – Partnerin für Prävention und Eingliederung, Information und Beratung für HR-Fachpersonen und Vorgesetzte: www.svazurich.ch/praevention

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