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«Ohne die Wohnschule wäre es schwierig geworden»

Am 25. Juni 2021 haben acht Absolvent*innen der Wohnschule an einer stimmungsvollen Feier in der Reformierten Kirche in Zürich Altstetten ihr Diplom erhalten. Die ehemaligen Wohnschüler*innen haben in ihrer Ausbildung gelernt, selbstständig zu leben. So auch Janine Zobrist, eine der Protagonistinnen aus dem SRF-Reporter «Die Wohnschüler». Wie sie Krisen gemeistert hat und Verantwortung über ihr eigenes Leben trägt, verrät Sie im Interview.

Janine Zobrist, was bedeutet das Diplom der Wohnschule für Sie?

Für mich heisst das, dass ich fertig bin mit der Wohnschule und dass ich es geschafft habe, selbstständig zu wohnen.

An was erinnern Sie sich besonders gerne von der Zeit in der Wohnschule?

An die Lektion, wie man mit Konflikten umgeht. Ich streite nicht gerne. Da konnte ich lernen, wie man streitet. Und dass es keine offiziellen Regeln gab, um welche Zeit man ins Bett muss. Für mich war das ein Stück Freiheit. Auch das Leben in der WG fand ich gut.

Können Sie das, was Sie in der Wohnschule gelernt haben, jetzt gut brauchen?

Ja, vor allem habe ich gelernt, wie man Altpapier, Karton und Plastik voneinander trennt. Für mich muss es mega perfekt sein. Ich bin da sehr pingelig. PET-Flaschen müssen fest zusammengedrückt sein.

Ich koche auch mehr. Es gibt aber meistens Essen, das schnell geht. Beim Einkaufen weiss ich immer genau, was ich brauche.

Was fanden Sie schwierig in der Wohnschule?

Mit dem Sackgeld umzugehen. Ich habe das Geld in verschiedene Couverts versorgt. Manchmal habe ich zu viel ausgegeben.

Jetzt funktioniert das besser. Ich habe das Geld auf dem Bank-Konto.

Wie war es am Anfang für Sie, allein zu wohnen?

Ich hatte gleich am Anfang eine Krise. Bei der Arbeit hat es mir nicht mehr gefallen. Und der Vater meines Stiefvaters ist gestorben. Es war schwierig, allein zu wohnen.

Ich habe dann einen neuen Job gesucht. Jetzt gefällt es mir besser bei der Arbeit.

Was gefällt Ihnen am Wohnen in der eigenen Wohnung?

Ich kann selbst entscheiden, wann ich ins Bett gehe. Ich muss selber schauen, dass ich am Morgen raus mag. Das ist gut so für mich.

Ich freue mich aber, wenn ich mit meinem zukünftigen Ehepartner zusammenziehen kann. Manchmal ist es etwas einsam.

Warum ist es für Sie wichtig, in einer eigenen Wohnung zu wohnen?

Ich will nicht bei meiner Mutter leben, bis ich 40 bin. Das kann mega Konflikte geben. So gern ich sie habe.

Empfehlen Sie die Wohnschule weiter?

Ja, ich empfehle die Wohnschule und würde es wieder so machen. Ohne Wohnschule wäre es schwierig geworden. Auch das Begleitete Wohnen ist sehr gut für mich.

Ich fände es mega gut, wenn es die Wohnschule nicht nur für Menschen mit Beeinträchtigung geben würde. Viele junge Menschen wissen nicht, wie man einen Haushalt führt. Ich fände es gut, wenn die Jungen darauf vorbereitet werden, selbstständig zu wohnen.

Janine Zobrist hat 2016-2017 die Grundausbildung der Wohnschule absolviert. Im Sommer 2017 ist sie in ihre eigene Wohnung in Winterthur gezogen. 2019 hat sie erfolgreich die Anschlussphase der Wohnschule abgeschlossen.

Den Reporter von SRF «Die Wohnschüler» können Sie hier nachschauen: 

SRF - "Die Wohnschüler"

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